Hochauflösende Tonformate

[WeSiSteMa Home]
[
Die Endstufe]
[
Verzerrungen]
[
DVD-Audio]
[
Raumakustik]
[
A/B - Vergleich]
[
Blindtest]
[
Klangtuning]
[
HighEnd 2004]
[
Meine Anlage]

DVD - Audio

Erfahrungsbericht zur Erstellung eigener DVDA’s und Beurteilung der klanglichen Unterschiede zur CD.

Vorbemerkung
Dies ist ein Erfahrungsbericht zum Thema hochauflösende Formate. Stellvertretend hierfür die DVD – Audio. Ich bin kein Spezialist für digitale Signalverarbeitung, sondern habe, ohne die Technik im Hintergrund wirklich zu verstehen, einfach einen pragmatischen Test durchgeführt mit dem Ziel qualitative Vorteile hochauflösender Formate zu be- bzw. zu wiederlegen. Mein Interesse galt nicht dem warum / weshalb, sondern einfach dem Ergebnis.

Hintergrund
Die Qualitätssteigerung durch hochauflösende Formate wie das der DVDA gegenüber der CD, wird im Kreis der HiFi – Begeisterten sehr kontrovers diskutiert. Auf jeder Seite, sowohl der DVDA – Anhänger, wie derer, die der DVDA jeden Klangvorteil absprechen, werden „Erfahrungsberichte“, „technische Erklärungen“ und „wissenschaftliche“ Studien zur Argumentation herangezogen. Die Anführungszeichen deshalb, weil ich

  • den Erfahrungsberichten nicht glaube (jetzt erst recht nicht mehr, nachdem ich weiß was an einem vernünftigen Test alles dranhängt),
  • technische Erklärungen oft von denen kommen, die bestenfalls über Halbwissen verfügen (der Grund, warum ich hier auf Technik überhaupt nicht eingehe) und
  • die wissenschaftlichen Ausarbeitungen entweder von einer Partei selbst durchgeführt oder zumindest beauftragt wurden.

Um hier Klarheit zu erlangen, ob durch hochauflösende Formate wie der DVDA wirklich Qualitätssteigerungen zu erreichen sind, bleibt also nur es selber auszuprobieren. Höre ich eine Verbesserung ist alles klar, höre ich sie nicht, kann sie zwar trotzdem da sein, ist aber für mich uninteressant.
Was zu tun ist, ist prinzipiell einfach. Ich mache einen A/B – Vergleich. Doch der scheitert erst mal am Fehlen von Vergleichsmaterial. Ich benötige dazu zwei Datenträger, einmal im Standardformat der CD, mit 44,1 kHz / 16 Bit und einmal im DVDA – Format mit (bei bester Auflösung) 192 kHz / 24 Bit. Erstens finde ich keine zwei identischen Aufnahmen. Zweitens, wenn ich sie finde, weiß ich ja nicht wie sie zustande gekommen sind (Unterscheiden Sie sich nur durch das Format, oder auch in Abmischung, Signalweg ...).

Vorbereitungen
Es bleibt also nur, das Ausgangsmaterial selber herzustellen. Da ich hier völlig unerfahren war, hab ich erst mal eine Internetrecherche durchgeführt um mich über notwendige Hardware, Software und Datenmaterial zu erkundigen. Nach einiger Sucherei stand für mich die Hardware fest.
Die einzige Recordinghardware, die in Lage ist mit 192 kHz zu samplen und dabei kein Vermögen kostet (Einschränkung: die einzige die ich zu diesem Zeitpunkt gefunden habe. Ich musste sogar 6 Wochen darauf warten weil sie noch gar nicht am Markt war) ist die Terratec Phase 24 FW. Die Karte (Ist eigentlich keine Karte sondern eine externe Box mit FireWire – Anschluss) kann alles was ich für den Test brauche:

  • 192 kHz / 24 Bit (Den Test mit geringerer, als der höchstmöglichen Auflösung durchzuführen macht keinen Sinn. Es würden nur Fragen bleiben wie: Was wäre gewesen wenn ...)
  • Stereo (Mehrkanal interessiert mich nicht und die CD kann ja auch nicht mehr)
  • Max. 250 Euro (genug Geld für einen Test)

Im Keller, sauber verpackt, stand noch mein alter Plattenspieler. Jetzt galt es eine gute analoge Quelle auszuwählen. Ich hab’ also meine Schallplattensammlung durchforstet nach Platten, die eine möglichst hohe Dynamik, gute Aufnahme, Räumlichkeit ... besitzen. Letztendlich hab ich mich dann für einen Klassiker, Pink Floyd „Dark Side of the Moon“, entschieden. Obwohl die LP verhältnismäßig gut war, lag sie doch weit hinter den Möglichkeiten meiner CDs. Der alte Plattenspieler zeigt wohl doch schon Abnutzungserscheinungen. Ich hab also kurzerhand nicht nur die Nadel, sondern gleich das ganze Abtastsystem erneuert. Die Qualität ist dadurch sofort sprunghaft angestiegen. Es konnte losgehen. Zuerst ein paar Gedanken zum Test. Die Aufnahmen sollen sich wirklich nur durch Bitrate und Samplingfrequenz unterscheiden. Exakt gleicher Signalweg, Pegel und Abmischung sind für einen belastbaren Vergleich unabdingbar. Auch muss ich darauf achten, dass ich in der kurzen Passage keine Knackser habe, an denen man die Aufnahme erkennen könnte. Es sollten auch wirklich zwei Aufnahmen werden und nicht nur eine, die dann anschließend in Bitrate und Frequenz umgerechnet wird.

Die Technik
Doch nun genug Theorie. Die Karte ist da, es kann losgehen.
Erste Eindrücke nach dem Auspacken:

  • Sehr hochwertiger, äußerer Eindruck.
  • Stabiles, schweres Aluminiumgehäuse.
  • Studionormgerechte Klinkenstecker mit entsprechenden Adaptern für die HiFi – Anlage.
     


Ich habe den Plattenspieler über einen einfachen Entzerrvorverstärker an die Karte angeschlossen und Diese dann über FireWire an den PC. Die Bedienung der Karte erwies sich als wirklich einfach. Prinzipiell benötige ich für meine Anwendung nur zwei Pulldowns. Einmal das zur Auswahl der Eingangsempfindlichkeit, wählbar in drei Stufen, die über hörbar klickende Relais geschaltet werden und ein zweites zur Wahl der Samplingfrequenz. Und natürlich ein paar wenige Voreinstellungen.
 

Die ersten Aufnahmen waren schnell gemacht. Die mitgelieferte Software, WaveLab Lite von Steinberg, ist einfach und intuitiv zu bedienen.


Leider lassen sich die Ergebnisse nicht einfach auf CD bzw. DVD brennen. Zumindest nicht die 24 Bit, 192 kHz – Version. Hier verweigert die Windowssoftware das Brennen mit der Fehlermeldung „beschädigtes oder nicht unterstütztes Dateiformat“. Hier ist jetzt noch eine DVD – Authoring – Software nötig. Billigster Vertreter dieser Gattung, der auch mit 192 kHz – Aufnahmen umgehen kann, ist Discwelder Bronze von Minnetonka. (Gleiche Einschränkung wie oben: Der billigste, den ich finden konnte) Erlaubt zwar keine Erstellung graphischer Menüs, doch darauf lege ich ohnehin keinen Wert. Für Interessierte der Link: http://www.discwelder.com
 

Der erste Test
Endlich! Das erste Vergleichshören. Gleich nach Einlegen leuchtet die DVDA - LED meines ROTEL und signalisiert mir, dass meine DVDA korrekt erkannt wurde. Noch kurz die Audio – Info ausgeben, passt. Jetzt kann’s losgehen.
Zuerst die CD – Version. So richtig begeistern konnte ich mich dafür nicht. Bestenfalls Mittelmaß. Auch wenn die DVDA – Version wesentlich besser sein sollte, bin ich von der Aufnahme in CD – Qualität enttäuscht. Doch jetzt der spannende Moment: Die DVDA – Aufnahme. Ergebnis: Bestenfalls Mittelmaß. Beide Aufnahmen lagen hinter der Qualität des Originals auf Schallplatte. Vergleichen uninteressant.

Nochmal von Vorn
Irgendwas funktioniert noch nicht richtig. Nachdem ich den PC erst mal ausschloss, an mangelnde Qualität der Recordingkarte nicht glauben wollte und wusste, dass mein Plattenspieler mehr kann, blieb nur noch der Vorverstärker übrig. Da ich hier nicht gleich einen neuen kaufen wollte, hab ich meinen alten Yamaha Stereovollverstärker als PreAmp eingesetzt. Den Plattenspieler an den dafür vorgesehenen Phonoeingang angeschlossen und über die nach Außen geführte Vorstufe auf die Phase 24 reroutet.


Der erste Vorteil dieses Aufbaus ist schon mal, dass jetzt der Eingangspegel nicht nur in drei Stufen über die Karte, sondern stufenlos am Verstärker zu regeln ist. Ich versuche den Maximalpegel meines einminütigen Ausschnittes möglichst nahe an die Null DB grenze zu führen, ohne diese zu erreichen. Zum Mithören, bzw. erstem Probehören, hab ich gleich noch meine alten IQ 4180 angeschlossen.
 


Ich beschloss noch jeweils zwei Aufnahmen von Bob Marley „Buffalo Soldier“ und „LA Woman“ von den Doors zu machen (Die Musikauswahl zeigt, dass es wirklich alte Platten sind). So. Jetzt noch mal durch die Brennsoftware und dann zur Anlage.

Vergleichshören die Zweite
Wie beim ersten Mal beginne ich mit der CD – Version. Diese ist jetzt schon mal deutlich besser als vorher. (Dass der kleine Vorverstärker nicht das gelbe vom Ei sein kann war mir schon vorher klar, dass er aber so schlecht ist hätte ich nicht erwartet) Das Hören der Platte ist zwar schon einige Tage her und somit auch die exakte Erinnerung an den Klang, allerdings ist die CD – Version schon so gut, dass ich das Original nicht vermisse. Doch jetzt zum eigentlichen Ziel der Aktion: Ich schalte auf die DVDA – Aufnahme.

Der erste Eindruck
Ja, da ist was. Klingt anders. Noch mal zurück. So herum wird’s noch deutlicher. Jetzt würde ich sagen da fehlt was. Ich schalte ein paar mal hin und her. Der Unterschied ist da. Eindeutig da.
Meine Frau kommt ins Zimmer.
Ich beschließe spontan mit Ihr einen Hörtest zu machen.
Ich spiele ihr zwei Passagen vor und sage dazu um welche Aufnahme es sich handelt. Sie bestätigt mir meinen Eindruck.
„Es klingt irgendwie klarer.“
Ich hätte es anders beschrieben, doch das trifft’s auch ganz gut. Ich verdecke Ihr die Anzeige des Players und spiele die Passage mehrfach an. Mal die CD – Version, mal die DVDA – Version, mal die selbe hintereinander ohne Wechsel. Immer wenn ich einfach den letzten Track wiederholt habe, brauchte Sie recht lange um dies zu erkennen. Jedoch hat Sie es jedes Mal erkannt. Um den Wechsel zu erkennen brauchte Sie oft nur wenige Sekunden. Auf jeden Fall hatte Sie eine Trefferquote von 100%!
Jetzt versuch ich mal meinen Höreindruck zu beschreiben. Sehr gefährlich! Ich möchte nicht in blumige Beschreibungen abdriften, die ich aus den Hifi – Zeitschriften kenne. Ich würde sagen, es klingt präziser, akzentuierter. Eine bessere Räumlichkeit, wie in der Presse oft beschrieben, konnte ich nicht erkennen. Auf jeden Fall klingt es besser.

Ein weiterer Beleg
Obwohl das Ergebnis für mich klar ist, beschließe ich einen weiteren Test durchzuführen. Ich rufe bei meinem Hifi – Händler an.
Zwei Tage später war ich da. Ich habe die komplette DARK SIDE OF THE MOON auf DVD gebrannt. Immer den gleichen Track zweimal hintereinander. Einmal in CD- einmal in DVDA – Qualität. Ich nenne Ihm zwei Tracks, bei denen ich den Unterschied am besten raushören konnte.
Keine 20 Sekunden später:
„Der zweite ist eindeutig besser. Hat mehr Volumen und der Hintergrund ist ruhiger.“
Er sprach von der DVDA – Aufnahme. Ich muss zugeben, ich war beeindruckt. Ich hab mich immer richtig konzentriert beim Zuhören (Das war wahrscheinlich der Fehler. Doch dazu mehr unter “
Durchführung eines A/B - Vergleichs). Er war mit seinem Urteil unwahrscheinlich schnell, sicher und vor allem richtig.
Für mich bedeutet dies: Meine Recordinghardware wird wohl lange über den Test hinaus im Einsatz bleiben. Auch wenn ich auf einer kompletten DVD nur gerade mal eine LP unterbringe.

Fazit
Zusammenfassend möchte ich sagen: Die DVDA ist der CD klar überlegen. Um diese Überlegenheit zu hören benötigt man keine High – End - Anlage. (Eine gewisse Qualität ist natürlich schon notwendig). Diese theoretisch vorhandene Überlegenheit ist leider kein Garant für Qualität. Ein hochkarätiges Medium ist nur ein ganz kleines Glied in einer langen Kette. (siehe:
Klangtuning).

 

 

Werner Konrad.

 

Artikel überarbeitet
am: 06.06.2005